Leadership-Coach Madelaine Kühne erklärt, wie Millennials sich als Führungskraft behaupten können, welche Probleme auf sie zukommen und wie man mit den verschiedenen Generationen umgehen sollte. Denn insbesondere für junge Frauen ist es nicht einfach, in der Jobwelt in Führungspositionen aufzusteigen.
Madeleine Kühne ist Interim-Managerin, Beraterin, Autorin und Leadership-Speakerin für junge Karriere und Vielfalt in der Führung. In ihrer Arbeit und ihren inspirierenden Vorträgen kämpft sie dafür, Vorurteile zu überwinden und eine vertrauensvolle Grundlage für innovative Teams und eine moderne Führungskultur zu schaffen.
Der Aufstieg ist jung und weiblich: Wie die Gen Y das Ruder übernimmt
Wenn du als Millennial-Führungskraft im neuen Job aufschlägst, bringst du das erste Change-Projekt gleich mit: dich selbst. Noch nie waren die Kulturunterschiede so groß, wie beim Übergang von den Babyboomern und der Gen X zu den Millennials. Die Gen X tickt so ganz anders als die die im Nachkriegsumfeld erzogenen Generationen.
Dabei sind die Widerstände dieselben, auf die du triffst, mit denen sich auch Changemanager bei großen Veränderungsprogrammen herumschlagen müssen. Die Vorstellungen von Work-Life-Blending, Vertrauensarbeit und Homeoffice, sowie agilem Arbeiten statt Hierarchie und Dienstweg stellen die bisher gelebten Unternehmenskulturen in Frage. Was dir als Millennial selbstverständlich erscheint, ist für viele Firmen eine immense Herausforderung.
Vier Tipps für Business-Revoluzzerinnen, die auf Führungspositionen wollen
Das alles muss man zuerst einmal verstehen, bevor man sich an eine Revolution wagen kann. Mit dem Kopf durch die Wand geht das nicht und verlangt einen kniffligen Eiertanz zwischen Durchsetzungskraft auf der einen und diplomatischem Geschick auf der anderen Seite. Wer nach vorne geht und auf eine Führungsposition strebt, tut gut daran, sich eine clevere Taktik zuzulegen und schlimme Fettnäpfchen zu vermeiden. Die meisten Tipps sind bekannt, und es hapert weniger am Wissen als an der Umsetzung.
- Tipp Nummer eins gehört zu den wichtigsten: Unterschätze nie die Macht eines guten Netzwerks. Vor allem, wenn du mit neuen und ungewöhnlichen Ideen kommst, brauchst du Unterstützer und Multiplikatoren. Je besser du im Unternehmen vernetzt bist, desto leichter wird es, deine innovativen Ideen durchzusetzen.
- Tipp Nummer zwei: Achte auf deine Informationspolitik. Nicht jeder eignet sich zum Freund im Unternehmen und oft sind die besonders netten Kollegen die größten Plaudertaschen. Was du nicht in Intranet sehen möchtest, solltest du auch in der Kantine für dich behalten.
- Tipp Nummer drei ist wertvoll, aber zu Unrecht mit Vorurteilen belegt: Ein gutes Coaching ist Gold wert und hat mit Therapie nichts zu tun. Wenn die Firma es anbietet, dann zugreifen – falls nicht, überlege eigenes Geld in die Hand nehmen. Gerade der Blick von außen ist super hilfreich und kann deiner Karriere einen ungeahnten Schub verpassen in Richtung Führungsposition.
- Tipp Nummer vier: Practice what you preach! Lippenbekenntnisse sind schädlich für deine Karriere. Eine Führungskraft, die konsequent vorlebt, was sie ihren Mitarbeitern predigt, wird dagegen ernstgenommen.
Frauen an die Macht
Als Führungskraft mit Ambitionen haben Frauen es in diesem Umfeld besonders schwer. Sie müssen wegen ihrer Jugend nicht nur mit dem Verdacht der Ahnungslosigkeit kämpfen, sondern stehen als Frauen im Fokus der älteren Mitarbeitenden, die an vielen Orten in stark männlich sozialisierten Kulturen groß geworden sind.
Dass die Männer der DOS-Ära (gemeint ist das Microsoft Betriebssystem der 80er und 90er) die digitale Überlegenheit junger Frauen nur schwerer als bei Geschlechtsgenossen akzeptieren können, ist eine weitere Hürde, die es mit Kompetenz und Diplomatie zu nehmen gilt.
„Ahnung von Technik zu haben“ ist ein beliebtes männliches Wettbewerbsfeld, in dem man sich als Frau geduldig, sicher auch professionell-charmant aber vor allem selbstbewusst Respekt verschaffen muss. Mansplaining darf freundlich, aber bestimmt unterbrochen werden und Sexismus sollte schon beim kleinsten Anzeichen unmissverständlich in die Schranken gewiesen werden.
Frauen in Führungspositionen: Nicht Mansplaining & Sexismus sind das Problem
Wie die Erfahrung zeigt, sind Mansplaining und Sexismus generell kein primär sexuelles Problem, sondern ein emotionales und mentales. Insofern machen seltener Anzüglichkeiten oder gar Übergriffe das Leben schwer, sondern wohlwollende Anwandlungen wie Galanterie, Beschützerinstinkt und das väterliche Gefühlsspektrum, durch die Männer Frauen als Leaderin diskreditieren.
Manche ExpertInnen empfehlen Frauen deshalb, einem männlich geprägten Business durch Anpassung pragmatisch Rechnung zu tragen. Unter anderem sei es taktisch klüger, sich eher männliche Mentoren zu suchen, als sich ausschließlich in weiblichen Netzwerken umzusehen. Tatsache ist, dass die einflussreichsten Positionen immer noch vorwiegend durch Männer besetzt sind, die auch informell großen Einfluss haben.
Da sich Männer lieber mit ihresgleichen umgeben, ist es für Frauen schwieriger, den Zugang zu finden, aber auch das ist nicht unmöglich. Die Türöffner sind Gemeinsamkeiten, die es herauszufinden und zu bespielen gilt. Und das geht durchaus auch mit einer weiblichen Note.
Fazit: Weibliche Führungskräfte müssen im Haifischbecken mitschwimmen
Im Haifischbecken der Führungsriege warten sperrige Kollegen und Vorgesetze oft nur darauf, einem den Schneid abzukaufen und den Eindringling aufs Normalmaß ihrer Abteilung einzudampfen. Sie lauern auf Fehler, die ihre Vorurteile bestätigen, überfallen ungefragt mit gutgemeinten Ratschlägen und nehmen dich fadenscheinig unter ihre Fittiche. Ein taktisches Ablenkungsmanöver, um dich klein zu halten und alles andere beim Alten zu belassen. Schließlich sind es nur noch ein paar Jahre bis zur wohlverdienten Pensionierung und die möchte man gerne in Ruhe verbringen.
Doch noch sind die Babyboomer da, und werden erst nach und nach in Rente gehen. Die Gen X steht für die Nachbesetzung der wichtigsten Führungspositionenbereits in den Startlöchern und wird mit den Millennials um jede sich bietende Chance buhlen. Da werden Ellenbogen ausgefahren und kleine Fische zum Frühstück verspeist.
Für junge Aufsteigerinnen sind diese Umstände doppelt herausfordernd, weil sie nicht nur als Newbies gesehen werden, sondern sich mit Stereotypen herumschlagen müssen, die immer noch hartnäckig in den Köpfen der Älteren sitzen. Wer aber umsichtig und strategisch clever agiert, kann bald schon im Haifischbecken locker mitschwimmen.
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