Eine Familie zu gründen, ist für viele Menschen ein langgehegter Traum. So haben viele Paare nach einiger Zeit zu zweit einen Kinderwunsch, den sie sich so schnell wie möglich erfüllen wollen. Ist das Baby dann jedoch auf der Welt, müssen sich viele eingestehen, dass ihre Vorstellung nicht mit der Realität übereinstimmt. Statt in einer rosaroten-Babyblase zu schweben, führen unterschiedliche Vorstellungen in Sachen Erziehung oder ungleiche Bedürfnisse zu häufigen Streitereien.
Das weiß auch die Familienpsychologin und Paartherapeutin Nina Grimm, mit der wir ein Interview zum Thema Familienalltag und Paarbeziehungen geführt haben. Genau wie in ihrem Buch „Wie ihr euch nicht umbringt, wenn ihr Eltern seid“ 🛒, berichtet sie schonungslos über die Herausforderungen, vor denen Eltern-Paare stehen und gibt wertvolle Tipps und Tricks, um die ersten Jahre als Eltern zu überleben.
Eltern-Paare: Die 3 häufigsten Fehler
Natürlich möchtet ihr als Eltern nur das Beste für euer Kind und gemeinsam als Team nicht nur die Bindung als Familie, sondern auch als Paar stärken. Trotz all der Mühen schleichen sich hier und da jedoch oft Fehler ein, die nicht nur das Familienleben, sondern auch die Partnerschaft belasten können. Aus diesem Grund haben wir uns mit Nina Grimm, Familienpsychologin und Autorin unterhalten, die jahrelange Erfahrung in diesem Bereich hat. Welche häufigen Fehler, Eltern-Paare machen und wie ihr sie vermeiden könnt, hat sie uns verraten:
1. In der Elternrolle verlieren
Als erfahrene Expertin auf dem Gebiet der Familienberatung hat Nina Grimm oft beobachtet, wie Eltern in ihrer Rolle als Erziehungsberechtigte manchmal einen entscheidenden Fehler machen: Sie verlieren sich selbst dabei aus den Augen.
So erklärt Nina uns: „Tatsächlich schaffen ganz, ganz viele den Absprung nicht mehr und verlieren sich komplett in dieser Elternrolle und vergessen, dass da noch so viel mehr ist. Dass ich nicht nur Mama bin, sondern auch Nina, Frau, Mensch.“
Die Herausforderungen Mama oder Papa zu sein, können dazuführen, dass man sich so stark auf die Bedürfnisse der Kinder konzentriert, dass man die eigenen Wünsche und Bedürfnisse vernachlässigt. Dieser Fehler kann langfristig zu Unzufriedenheit, Überlastung und zu Spannungen in der Partnerschaft führen.
2. Alltägliche Probleme dramatisieren
Ein weiteres häufiges Problem sieht Nina Grimm darin, dass viele Eltern-Paare dazu neigen, alltägliche Probleme zu dramatisieren und ihnen zu viel Gewicht zu geben. Ob es nun darum geht, dass der Müll nicht weggebracht wurde oder man sich über die unaufgeräumte Wohnung ärgert. Manchmal neigen Eltern dazu, diese Ereignisse zu überbewerten und ihnen zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.
Expertin Nina Grimm erklärt: „Häufig reißen wir uns als Paare daran auf, dass die Socken auf dem Boden liegen oder die Tasse auf der Spüle steht. Aber in 70 Prozent der Fälle geht es nicht um die Tassen oder die Socke, die auf dem Boden liegt.“
3. Nicht vor den Kindern streiten
Für viele Eltern ist es ein absolutes Tabu vor den Kindern zu streiten. So denken sie, dass es schädlich sein könnte, wenn Kinder mitbekommen, wie ihre Eltern Konflikte miteinander austragen. Laut Nina Grimm liegt jedoch genau hier einer der häufigsten Fehler, die Eltern-Paare begehen können.
Warum das so ist, hat sie uns im Interview ebenfalls verraten. So erklärt sie: „Einer der häufigsten Fehler, die Paare machen, ist, dass sie dem Dogma unterliegen, dass man sich vor Kindern nicht streiten sollte. Deswegen schlucken sie viel runter. Und dann fängt es an zu gären und zu gären und zu schwelen und dann fängt es an zu müffeln. Und dann entsteht ganz oft das Gefühl, dass uns Welten trennen und wir wissen gar nicht mehr, woran das überhaupt liegt.
Eltern-Paare: Wie können wir die häufigsten Fehler vermeiden?
Neben den häufigsten Fehlern, die Eltern-Paare machen können, hat Nina Grimm uns jedoch auch verraten, wie wir diese zukünftig verhindern und dazu beitragen können, nicht nur ein glückliches Familienleben, sondern auch eine glückliche Partnerschaft zu fördern. Dazu gehören:
1. Prioritäten setzen
Der Familienpsychologin ist es wichtig, über die Bedeutung von Prioritäten zu sprechen und diese auch ganz klar zu setzen. Nur so kann man sicherstellen, dass du deine Zeit und Ressourcen effektiv nutzt und dich auf die Dinge konzentrierst, die dir am meisten am Herzen liegen.
So lebt Nina nach einem bestimmten Motto, wie sie uns im Zuge des Interviews verraten hat: „Als Erstes finde ich es wichtig, dass wir uns erlauben, gute Prioritäten zu setzen. Ich vertrete das Motto: „We can have it all!“ Das bedeutet Konflikte nicht persönlich zu nehmen und uns eine gute Kultur etablieren, in der wir regelmäßig in Kontakt und Austausch kommen über die Konfliktthemen innerhalb der Familien.“
2. Exit-Strategien
Ein weiterer Lösungsverschlag der Autorin von „Wie ihr euch nicht umbringt, wenn ihr Eltern seid“ 🛒 sind sogenannte Exitstrategien, wo sie beginnt auf die Themen hinter den Konflikten zu schauen. Dahinter sieht Nina Grimm überwiegend nämlich tief sitzende, häufig emotionale Schmerzpunkte, wie beispielsweise zu wenig Wertschätzung.
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Weiter sagt sie: „Wenn wir das Thema klar definiert haben, um das es wirklich geht, haben wir eine tolle Grundlage, um uns, wie ich es nenne, Exitstrategien zu zusammenzustellen. Bedeutet: Wenn ich wieder hereinrutsche in diesen Film, dass ich mich nicht wertgeschätzt fühle, tauschen wir uns als Paar darüber aus. Und finden eine Lösung, wie der Partner oder die Partnerin mir begegnen kann, um mich zu unterstützen und mich aus diesem Film wieder herauszubekommen.“
3. Nina Grimms Empfehlung: Die Shitbox
Neben den allgemeinen Lösungsvorschlägen hat Nina Grimm auch eine ganz persönliche Empfehlung, die sie ihren Paaren in der Familienberatung häufig an die Hand gibt. Dabei handelt es sich um die sogenannte Shitbox. So empfiehlt sie ihren Paaren, ihre Konfliktpunkte aufzuschreiben und in die Shitbox zu packen. Wie das funktioniert, hat sie uns in dem Video-Interview verraten:
„Wenn mich was nervt, spreche ich es an, ich schreibe es auf, ich packe es in die Shitbox, ich mache den Deckel zu und ich erlaube es mich wieder auszurichten auf das, was gerade schön ist. Wohl wissend, das wir einen festen Rahmen haben werden, wo wir es uns anschauen werden. Wenn wir das dann wieder auspacken, ist es wichtig darauf zu schauen, gibt es Themen, die sich wiederholen? Und dann werden aus 100 Konfliktpunkten ganz schnell, drei oder vier und dann wird das machbarer und das ist ein großer Release.“
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