Wenn du auf einen Rollstuhl angewiesen bist und fliegen willst, fragst du dich sicher, wie der Ablauf am Flughafen für dich aussehen wird. Eine erfahrene Flugbegleiterin erklärt jetzt, wie Rollstuhlfahrer:innen von der Abflughalle bis zu ihrem Sitzplatz im Flugzeug gelangen und worauf dabei geachtet werden sollte. Eines vorweg: Wir können dich an dieser Stelle erst einmal beruhigen, denn für das Flughafenpersonal und Flugbegleiter:innen ist es Routine, dich sicher ins Flugzeug zu begleiten. Alle wichtigen Informationen.
Mit Rollstuhl fliegen: So gelangst du vom Flughafen zu deinem Sitzplatz im Flugzeug
Katja ist seit über 15 Jahren Flugbegleiterin und gibt als flying_katja auf Instagram Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Rund 100.000 Follower:innen erfahren, welches ihre besten Travel-Hacks sind und was sie als Flugbegleiterin beschäftigt. Nicht selten geht es dabei auch um die Passagier:innen. Jetzt verrät sie, wie Rollstuhlfahrer:innen ins Flugzeug an ihren Sitzplatz gelangen.
Zuerst buchst du ein normales Flugticket, je nach Fluggesellschaft kannst du bereits hier angeben, dass du Hilfe benötigst. Wenn du deinen eigenen Rollstuhl benutzt, was bei vielen Reisenden der Fall ist, kannst du damit bis zur Flugzeugtür fahren, erklärt die Flugbegleiterin.
Dann bekommst du einen sogenannten Bordrollstuhl, weil die normalen Rollstühle zu breit für die Gänge im Flugzeug sind. Dein richtiger Rollstuhl kommt in den Bauch des Flugzeugs und wird nach der Landung wieder herausgeholt.
Kannst du aus irgendeinem Grund deinen eigenen Rollstuhl nicht mitnehmen, dann besteht die Möglichkeit sich am Flughafen welche zu leihen. Am Zielort angekommen, wirst du direkt am Flieger abgeholt und weiter begleitet. Doch wie sieht die Hilfe an Bord aus?
Flugbegleiter:innen helfen nicht, wenn Passagier:innen auf Toilette müssen
Die Unterstützung während des Flugs hat jedoch Grenzen: Die Flugbegleiterin erklärt, dass sie nicht dafür ausgebildet sind und auch keine Kapazitäten haben, einen Menschen im Rollstuhl auf die Toiletten zu begleiten. Notfälle sind natürlich ausgenommen.
Sie rät Rollstuhlfahrer:innen, immer mit einer Begleitperson zu fliegen, die ihnen helfen kann. Eines stellt sie jedoch klar: Sie helfen Rollstuhlfahrer:innen gerne und der Service ist natürlich kostenlos, schließlich hat jeder Mensch das Recht zu reisen. Aber es gibt ein paar Dinge, die Reisende beachten sollten.
Melde dich 48 Stunden vorher bei der Airline
Die Lufthansa weist jedoch darauf hin, dass man sich bis zu 48 Stunden vor Abflug bei der Airline melden muss. Auf der offiziellen Webseite heißt es:
„Um für Ihren Komfort am Flughafen sowie an Bord unserer Flugzeuge sorgen zu können, benötigen wir vorab einige Informationen von Ihnen. Um die ideale Betreuung sicherzustellen, teilen Sie uns bitte Ihren Betreuungsbedarf bis 48 Stunden vor Abflug mit. Bei kurzfristigeren Anmeldungen kann eine ideale Betreuung nicht mehr sicher erstellt werden.“
Flugbegleiter:innen empfehlen daher, sich frühzeitig mit der zuständigen Fluggesellschaft in Verbindung zu setzen, damit am Reisetag alles reibungslos verläuft.
Entspannt fliegen: Checkliste für Reisende mit Rollstuhl
Damit du am Ende nichts vergisst, haben wir dir wichtigsten Punkte noch einmal zusammengeschrieben. An folgendes solltest du unbedingt denken:
1. Betreuungsbedarf: Beantrage rechtzeitig, also mindestens 48 Stunden vor Abflug, bei der Airline Hilfe beim Ein- und Aussteigen oder für den Aufenthalt an Bord. Die Zuständigen werden dir dabei helfen, den Rollstuhl sicher zu verstauen, und dir gegebenenfalls eine geeignete Sitzgelegenheit zur Verfügung stellen.
2. Batterieantrieb: Bei batteriebetriebenen Rollstühlen ist aus Sicherheitsgründen vorab bei der Fluggesellschaft zu prüfen, ob die Batterie in einem Flugzeug befördert werden darf. Trockenbatterien mit abgeklemmten Kabelanschlüssen dürfen in der Regel befördert werden, nicht auslaufsichere Nassbatterien dagegen nicht, heißt es auf der offiziellen Webseite des ADACs.
3. Flugtauglichkeitsbescheinigung (MEDIF = Medical Information Form): Du musst ein PDF-Dokument ausfüllen, damit die Fluggesellschaft sicher gehen kann, dass du auch flugtauglich bist. Wende dich an deinen Arzt oder deine Ärztin und fülle es mit ihm/ihr zusammen aus. Hast du die Möglichkeit nicht, dann solltest du ein ärztliches Attest mitführen, welches deine Flugtauglichkeit bestätigt und die Inhalte des MEDIF enthält.
Lesetipp: Medikamente im Koffer oder Handgepäck? Darauf musst du achten
4. Überprüfung des Rollstuhls: Schaue dir deinen Rollstuhl und alle Geräte, die du benötigst genau an, um eventuelle Schäden zu erkennen. Im Ausland wird es gegebenenfalls schwieriger werden, Ersatzteile zu besorgen.
5. Rollstuhlvermietung: Kannst du deinen eigenen Rollstuhl nicht mitnehmen, dann bringe in Erfahrung, wo du an deinem Zielort einen leihen kannst. Das ist auch zu empfehlen, wenn du mit deinem eigenen reist, da es immer zu unvorhersehbaren Ereignissen kommen kann.
6. Auslandskrankenschein: Fordere bei deiner Krankenkasse einen Auslandskrankenschein an und schließe eine Auslandskrankenversicherung ab, um im Notfall abgesichert zu sein und medizinische Kosten zu decken.
7. Diagnosen und Übersetzungen: Schreibe deine Diagnose auf und lasse diese ins Englische oder in die Landessprache übersetzen. Im Notfall wissen die Zuständigen dann sofort, wie sie dir helfen können.
8. Reiseapotheke: Bevor du in den Urlaub fliegst, solltest du die notwendigsten Medikamente zusammenstellen. Je nach Medikament ist es auch wichtig einen Nachweis darüber zu haben, dass du dieses Medikament mitführen darfst. Informiere dich darüber, mit welchen Medikamenten du einreisen darfst und welche verboten sind.