Laut Deutscher Krebsgesellschaft ist Brustkrebs mit 30 Prozent aller Fälle die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Nach aktuellen Zahlen erkrankt eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs – das Risiko steigt mit dem Alter, doch auch jüngere Frauen sind betroffen: Jede vierte ist jünger als 55 und jede zehnte unter 45 Jahre alt. Egal in welchem Alter: Die Erkrankung ist eine enorme Belastung, sowohl gesundheitlich als auch psychisch und der Alltag kann nach der Behandlung eine große Herausforderung bleiben. Daher haben auch Brustkrebs-Patient:innen die Möglichkeit, mit dem Schwerbehindertenausweis Entlastungen zu erhalten.
Brustkrebs: Häufigkeit und Heilungschancen
Aktuell stellen Ärzt:innen rund 69.000 Mal pro Jahr die Diagnose „Mammakarzinom“ bei einer Frau, zusätzlich werden jedes Jahr 6.000 Vorstufen von Brustkrebs entdeckt. Übrigens können auch Männer einen Tumor an der Brustdrüse bekommen: Das betrifft aber lediglich ein Prozent der Fälle.
Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft ist Brustkrebs zwar die häufigste, jedoch nicht die gefährlichste Krebsart bei Frauen. Wird die Erkrankung rechtzeitig entdeckt und behandelt, sind die meisten Fälle heilbar. Über 18.000 Frauen sterben jährlich an Brustkrebs, dennoch sind rund 87 Prozent aller Frauen mit Brustkrebs-Diagnose nach fünf Jahren noch am Leben. Operative, strahlentherapeutische und medikamentöse Therapiekonzepte sind heutzutage gezielter, individueller abgestimmt und oft weniger belastend als früher, wie die Deutsche Krebsgesellschaft erklärt.
Bekomme ich einen Schwerbehindertenausweis bei Brustkrebs?
Die Feststellung des Grades der Behinderung (GdB) lohnt sich grundsätzlich für die meisten Krebspatient:innen. Denn schon ab einem GdB von 20 stehen ihnen Hilfen und Nachteilsausgleiche zu. Brustkrebs wird wegen des Rückfallrisikos in den ersten Jahren nach der Entfernung des Tumors (= Zeit der Heilungsbewährung) in den meisten Fällen als Schwerbehinderung mit einem GdB ab 50 anerkannt.
Eine Mastektomie, also die Entfernung der Brust, erkennt das Versorgungsamt in der Regel auch nach der Zeit der Heilungsbewährung als Behinderung an, allerdings nur mit einem GdB unter 50 und somit ohne Berechtigung zum Schwerbehindertenausweis. Bei einem Wiederaufbau der Brust wird oft ein noch niedrigerer GdB festgestellt. Die Anerkennung der Behinderung kann sich aber bereits ab einem festgestellten Grad der Behinderung von 20 lohnen.
Schwerbehindertenausweis in der Zeit der Heilungsbewährung
Nach der Behandlung eines bösartigen Brusttumors erkennt das zuständige Versorgungsamt das Rückfallrisiko während der Zeit der Heilungsbewährung normalerweise als Schwerbehinderung an. Die Heilungsbewährung dauert in der Regel fünf Jahre, bei DCIS oder anderen Carcinoma in situ (oft als Krebsvorstufe oder Krebsfrühstufe bezeichnet) der Brust zwei Jahre.
Die Zeit der Heilungsbewährung beginnt, wenn der Tumor durch Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie (Primärtherapie) als beseitigt angesehen werden kann. Eine Behandlung zur Rückfallvermeidung (= adjuvante Therapie) fällt also schon in die Zeit der Heilungsbewährung. Die Feststellung des GdB ist immer individuell, doch möglicherweise kannst du bereits einen Schwerbehindertenausweis für fünf Jahre erhalten.
Anerkannte Schwerbehinderung bei Brustkrebs: So wird sie festgestellt
Wie hoch der GdB und damit deine Entlastungen während der Heilungsbewährung ausfallen, hängt davon ab, in welchem Stadium der Krebserkrankung der Tumor entfernt wurde. Brustkrebs wird nach der sogenannten TNM-Klassifikation in verschiedene Stadien eingeteilt:
- T steht dabei für Tumor und der T-Wert in der Klassifikation bezeichnet, wie groß der Primärtumor ist und wie weit er sich ausgebreitet hat. Der Primärtumor ist der erste Tumor, der in der Brust aufgetreten ist.
- N steht für das englische Wort „node“, was auf Deutsch „Knoten“ heißt. Der N-Wert bezeichnet, ob es bereits örtlich oder benachbart Lymphknotenmetastasen (meist in den Achseln) gibt.
- Das M steht für Metastasen und der M-Wert bezeichnet, ob es schon Fernmetastasen gibt.
- Das p bedeutet, dass der Befund auf der Untersuchung von Gewebe beruht, das bei einer Biopsie oder während einer OP entnommen wurde.
So hoch kann dein GdB ausfallen
Anhand der folgenden Tabelle kannst du abschätzen, mit welchem Grad der Behinderung das Versorgungsamt dich einstufen könnte. Du siehst: Die Chancen auf einen Schwerbehindertenausweis stehen sehr gut.
Warum ein Schwerbehindertenausweis?
Bei einer Brustkrebserkrankung können noch viele weitere belastende Faktoren eine Rolle spielen, wie beispielsweise der Verlust der Brust durch eine Mastektomie, die Wiederherstellung durch eine Prothese oder die präventive Entfernung der Eierstöcke bei hormonbedingtem Brustkrebs. Mehr über den Grad der Behinderung unter diesen Umständen kannst du hier nachlesen.
Diese Erfahrungen können nicht nur körperliche Spuren hinterlassen, sondern auch deine psychische Gesundheit, Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität massiv beeinflussen. Das musst du nicht alleine bewältigen. Der Schwerbehindertenausweis gibt dir Zugang zu finanziellen Entlastungen, spezieller medizinischer Versorgung und auch im Arbeitsleben mehr Sicherheit. Lies dazu auch: Schwerbehindertenausweis: Diese Entlastungen und Hilfen bringt er dir
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