Erst fünf Päpste haben bisher das hohe Alter von 85 Jahren erreicht. Papst Franziskus wird am 17. Dezember der sechste. Wie der Pontifex Maximus wohl seinen halbrunden Geburtstag feiert? Vermutlich gar nicht oder kaum: Im Vatikan spielen Geburtstage keine große Rolle – Namenstage haben in der katholischen Kirche einen größeren Stellenwert. Zum 80. wünschte sich Franziskus lediglich „ein Stündchen mehr Schlaf“. Vatikan-Pilger, die ihm vor fünf Jahren in der Audienzhalle „Tanti auguri a te“ sangen, ermahnte er scherzhaft, dass vorzeitige Glückwünsche in Argentinien Unglück brächten.
Als Kirchenoberhaupt fällt Franziskus generell durch seine Bescheidenheit und Demut auf. Er wolle ein Papst der Armen sein und die Kurie reformieren. Das zeigte sich auch gleich nach seiner Wahl, als er sein Zimmer bezahlte, sein Gepäck selbst trug und sich zum Abendessen nicht chauffieren ließ, sondern mit dem Bus fuhr. Die üblichen roten Schuhe, die für Päpste in Rom aus feinem Leder angefertigt werden, verweigerte er und setzt stattdessen auf schwarzes orthopädisches Schuhwerk.
Er trägt kein Brustkreuz aus Edelmetall, sondern das eiserne Kreuz aus seiner Zeit als Kardinal. Und sein Fischerring besteht aus vergoldetem Silber und nicht aus Gold. Er wohnt nicht in der Papstsuite, sondern in einem Gästehaus. Die heilige Messe feiert er den Menschen zugewandt, dazu ließ er in der Sixtinischen Kapelle den von Papst Paul VI. eingeführten und später entfernten Volksaltar am Tag nach seiner Wahl zum Papst wieder aufstellen.
Vom Chemietechniker zum Papst
Papst Franziskus, der 1936 als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires, Argentinien geboren wurde, schlug zunächst nicht den typischen Weg eines Priesters ein. Nach der Schule machte der Sohn italienischer Einwanderer einen Abschluss als Chemietechniker, bevor er im Alter von 21 Jahren ein Priesterseminar besuchte. Dem Orden der Jesuiten trat er 1958 bei, 1969 wurde er zum Priester geweiht. 1998 wurde er Erzbischof von Buenos Aires und 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. offiziell zum Kardinal.
Am 13. März 2013 wurde der damals 76-Jährige zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Damit ist er der 266. Bischof von Rom und zugleich Souverän des Vatikanstaats. Den Namen Franziskus wählte er in Anlehnung an Franz von Assisi. Franziskus ist der erste Jesuit in diesem Amt.
Fokus auf Umwelt, Armut und Flüchtlingshilfe
Immer wieder äußert er sich auch zur internationalen Politik und mahnt zu Frieden. Während der Corona-Pandemie besuchte er Hotspots wie den Irak oder die Insel Lesbos. Soziale Gerechtigkeit ist ihm ein großes Anliegen, ebenso der Umgang mit der Natur. In seiner Enzyklika „Laudato si‘ – über die Sorge um das gemeinsame Haus“ begründet er dies ausführlich.
Franziskus gilt als eher scheu und still, aber auch als unkompliziert und nahbar. Er kümmert sich um Obdachlose, setzt sich für Flüchtlingshilfe ein, ruft Menschen, die ihm Briefe schreiben, schon mal persönlich an und taucht auch in Rom ab und zu überraschend auf. In Fragen der Sexualität und der Einbindung von Frauen in die Institutionen der Kirche ist er jedoch weiterhin ähnlich konservativ wie seine Vorgänger. Innerkirchlich hat er die Weltsynode eingeleitet, einen zwei Jahre dauernden Prozess, bei dem Katholikinnen und Katholiken weltweit ihre Erfahrungen mit der Kirche einbringen sollen.
Der Papst ist begeisterter Tangotänzer
Der Papst mag gerne Opern, er gilt als guter Schwimmer, begeisterter Tangotänzer und Koch. Ebenso ist er Fußballfan und Ehrenmitglied einiger Vereine, in Deutschland des TSV 1860 München. Franziskus spricht neben Spanisch und Italienisch auch Deutsch, denn 1986 verbrachte er ein Jahr in Deutschland, wo er an der Hochschule St. Georgen in Frankfurt Theologie studierte und eine Promotion über den Religionsphilosophen Romano Guardini plante, die er aber nicht beendete. In seiner Zeit in Deutschland plagte ihn allerdings Heimweh nach Argentinien.
In der Corona-Krise äußerte sich Franziskus emotional, unter anderem in seinem 2020 auch auf Deutsch erschienen Buch „Wage zu träumen!“. Er berichtet darin von einer Lungeninfektion, die er im Alter von 20 Jahren erlitt. In Folge war ihm ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt worden. Aus eigener Erfahrung wisse er also, wie sich am Coronavirus Erkrankte fühlten, die an einem Beatmungsgerät um Luft ringen, und was die Anwendung der Wissenschaft, aber auch Wagemut in der Therapie bedeute. Franziskus rief in einer Videobotschaft zum Impfen auf. Sich impfen zu lassen habe etwas mit Liebe zu tun, so der Papst: mit Liebe zu sich selbst, Liebe gegenüber Angehörigen und Freunden, Liebe unter den Völkern.