Der White Savior Complex beschreibt ein weitverbreitetes Phänomen. Hast du dich selbst schon mal sozial engagiert? Oder kennst jemanden, der im Ausland soziale Projekte unterstützt? Dann ist es wahrscheinlich, dass du dieses Phänomen bereits kennst.
Denn der White Savior Complex beschreibt Tätigkeiten wie das Unterrichten in einer Bergschule in Kathmandu oder das Retten von Schildkröten in Costa Rica. Was auf den ersten Blick besonders ehrenwert erscheint, wirkt auf den zweiten fast schon unverschämt.
Wir erklären dir, worum es bei dem Komplex geht und was das eigentliche Problem dabei ist.
Das besagt der White Savior Complex
Immer mehr Menschen verbinden das Reisen mit der Freiwilligenarbeit. Häufig buchen sie über Webseiten wie Praktikawelten oder freiwilligenarbeit.de ihren Auslandsaufenthalt – beliebte Ziele sind dabei Lateinamerika, Asien oder Afrika.
Dahinter steht der Wunsch zu helfen und etwas Gutes zu tun, aber gleichzeitig auch zu Reisen und neue Kulturen kennenzulernen. Für viele ist das ein wichtiger Teil für die persönliche Weiterentwicklung. Doch genau dieser Wunsch nach Selbstverwirklichung kann negative Auswirkungen haben.
Denn der Begriff Weißer Retter beschreibt weiße Leute, die nicht-weißen-Leuten aus eigennützigen Gründen helfen wollen. Das bedeutet:
Viele Freiwillige gehen ins Ausland, mit dem Gedanken, dass diese Entwicklungsländer die Hilfe von weißen Menschen auch brauchen – oder wollen.
Fröhlich winkende Schulklassen, die einen weißen Gast in Empfang nehmen, ist ein typisches Bild aus den Medien, dass du sicher kennen wirst.
Wer profitiert von den ‚weißen Rettern‘ ?
Zuerst einmal sie selbst. Denn soziales Engagement verleiht ein gutes Gefühl und wirkt positiv auf den Lebenslauf aus – und zusätzlich gibt es noch ein paar Likes in den sozialen Netzwerken.
Das eigentliche Problem besteht jedoch darin, dass die Entwicklungsländer an den europäischen Gegebenheiten gemessen werden. Dadurch bekommen sie eine eurozentrische Sicht vorgehalten – die beschreibt, was ein angemessener Entwicklungsschritt sein sollte und was nicht.
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Der weiße Rettungsinstinkt erhält den Glauben aufrecht, dass es Weiße braucht, um etwas “bei denen” besser zu machen
Außerdem unterstützen die Medien ein bestimmtes Bild dieser Länder. An was denkst du, wenn du an Bolivien, Mosambik oder Kambodscha denkst? Sind es die Naturspektakel und die glückliche Bevölkerung oder ist es der Hunger und die Armut der Länder?
Medial transportierte Bilder beeinflussen deine Einstellung zu den Ländern. Häufig drücken sie auf die Tränendrüse und produzieren ein ärmliches Bild von Ländern, die nicht zu Europa gehören.
Konkret besteht das Problem somit darin, dass Menschen glauben, dass ihre Herkunft, ihre Erziehung und ihre Bildung in einem Land des Globalen Nordens ihnen das Recht verleiht, andere Menschen aufzuklären oder zu retten. Dadurch entwickeln sich Machtstrukturen und es werden Rassismus geprägte Bilder der hilfsbedürftigen „Anderen“ reproduziert.
Fazit: Helfen ist gut, aber die Hilfe sollte gehaltvoll sein
Kinder in Englisch zu unterrichten, wenn du selbst gebrochen Englisch sprichst, wird sich eher auf deinem Lebenslauf gut machen, als eine nachhaltige Wirkung zeigen. Dennoch sind wir der Meinung, dass Helfen grundsätzlich immer etwas Gutes ist und durch den White Savior Complex nicht zu sehr in ein negatives Licht gerückt werden sollte.
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