Hetero- und Homosexualität dürften den meisten als Begriffe bekannt sein. Doch die sexuelle Vielfalt ist viel größer. Model Cara Delevingne (28) oder Sängerin Demi Lovato (28) bezeichnen sich etwa als pansexuell. Welche sexuellen Orientierungen und Beziehungsformen gibt es? Ein Überblick über die unterschiedlichen Begrifflichkeiten.
Sexuelle Orientierungen: Wen finden Menschen anziehend?
„Die sexuelle Orientierung eines Menschen beschreibt, zu Menschen welches Geschlechts bzw. welcher Geschlechter sich ein Mensch romantisch, körperlich und/oder sexuell hingezogen fühlt, unabhängig von der sexuellen Praxis und der sexuellen Präferenz“, definiert das Braunschweiger Zentrum für Genderstudies. Im Laufe der vergangenen Jahre haben sich neue Begrifflichkeiten für bestimmte Vorlieben gebildet.
Hetero- und Homosexualität
Das griechische Wort „heteros“ in Heterosexualität bedeutet „ungleich“. Es handelt sich also um eine Beziehung zwischen zwei Personen, die nicht dem gleichen Geschlecht zugeordnet werden, sprich in diesem Fall: Mann und Frau. Ein Mann fühlt sich folglich zu Frauen hingezogen – und umgekehrt.
Im Begriff Homosexualität steckt das griechische Wort „homo“ – was „gleich“ bedeutet. Bei dieser sexuellen Orientierung findet eine Person Menschen des gleichen Geschlechts attraktiv. Also, zum Beispiel: Männer stehen auf Männer, Frauen auf Frauen.
Beide Begriffe verlieren jedoch immer mehr an Klarheit. Weshalb? Sie beziehen sich auf zwei Geschlechter, setzen somit die Zugehörigkeit eines Menschen zu einem Geschlecht voraus. Mittlerweile spricht man jedoch von mehr als zwei Geschlechtern. Schließlich gibt es auch diversgeschlechtliche Menschen.
Bisexualität
Sowohl Männer als auch Frauen ziehen einen an? Dann spricht man von Bisexualität. Vorsicht: Der Begriff gilt als Überbegriff für alle sexuellen Orientierungen, bei denen eine Person Menschen zweier oder mehrerer Geschlechter sexuell sowie emotional anziehend finden kann, erklärt das Braunschweiger Zentrum für Genderstudies. Mittlerweile gilt der Begriff demnach auch als politische Identität, nicht nur als sexuelle.
Pansexualität und Omnisexualität
Menschen, die sich als pansexuell identifizieren, fühlen sich zu Personen unabhängig deren biologischem Geschlecht oder deren Geschlechteridentität hingezogen. Pansexuelle fühlen sich also zu Männern und Frauen hingezogen, aber auch zu Intersexuellen oder Personen mit fluiden, nicht-binären Geschlechtsidentitäten, auch Transgender genannt. Die griechische Silbe „pan“ – zu Deutsch „alle“ – drückt das aus. Bei Omnisexualität hat die lateinische Silbe „omni“ die gleiche Bedeutung wie „pan“ im Griechischen.
Polysexualität
Polysexuelle Menschen haben vieles mit pansexuellen gemeinsam: Sie fühlen sich zu Menschen im Allgemeinen hingezogen – unabhängig von der Geschlechtsidentität und dem biologischen Geschlecht. Einen kleinen, feinen Unterschied gibt es jedoch. Polysexuelle fühlen sich nicht zu allen Sexualitäten hingezogen, sondern nur zu einigen davon.
Asexualität
Die sexuelle Neugierde ist kaum oder gar nicht gegeben? So empfinden asexuelle Menschen. Sie fühlen sich nicht oder nur ein wenig zu anderen Menschen hingezogen. Das bedeutet jedoch nicht im Umkehrschluss, dass sie nie Sex haben.
Allosexualität
Allosexualität ist das Gegenstück zur Asexualität, sprich: Allosexuelle Menschen verspüren grundsätzlich eine sexuelle Anziehung gegenüber anderen. Deshalb lässt sich der Begriff mit sexuellen Orientierungen wie Heterosexualität oder Pansexualität vereinen.
Demisexualität
Für demisexuelle Menschen kommen One-Night-Stands so gut wie nie infrage. Warum? Sie müssen erst eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen, um eine Anziehung zu verspüren. Demisexualität wird deshalb oft als Unterkategorie der Asexualität genannt.
Skoliosexualität
Eine skoliosexuelle Person fühlt sich emotional, körperlich und sexuell zu nicht binären Menschen hingezogen, also Menschen, die sich nicht eindeutig als Mann oder als Frau fühlen.
Beziehungsformen: Monogamie, Polyamorie und mehr
Single, in einer Beziehung, verlobt oder verheiratet? Es gibt mehr als nur die „klassischen“ Formen einer Partnerschaft. Denn nicht immer wollen sich Menschen auf einen Partner festlegen.
Monogamie
Wer einen festen Partner hat, lebt monogam. Monogame Beziehungen sind die meistgelebte Art der Partnerschaften. Üblicherweise versprechen sich die Partner gegenseitige Treue. Das Nonplusultra ist es, ein Leben lang zusammenzubleiben. Egal ob Beziehung oder Ehe – das klappt nicht immer. Hat jemand in seinem Leben mehrere aufeinanderfolgende Beziehungen, spricht man deshalb von serieller Monogamie.
Polyamorie
Anders verhält es sich bei der Polyamorie. Polyamouröse Menschen verlieben sich in mehr als nur eine Person auf einmal, weshalb sie romantische und sexuelle Beziehungen auch mit mehr als einer Person führen. Die Sexualpartner wissen jedoch von den anderen Beziehungen und sind damit einverstanden. So kommt es etwa auch dazu, dass Menschen eine Beziehung zu dritt führen oder neben einem Partner auch eine weitere, unabhängige Partnerschaft haben.
Polygamie
Polyamorie, aber auf einer anderen Ebene: Bei einer Polygamie sind mehr als zwei Menschen miteinander verheiratet – was in Deutschland verboten ist und auch als Straftat gilt. In anderen Ländern, etwa einigen in Afrika und Asien, ist diese Beziehungsform jedoch erlaubt. Ein Mann beispielsweise kann dort mehr als einer Frau das Eheversprechen geben.
Minglegamie
Single – aber irgendwie doch nicht? Wer sich nicht darauf festlegen möchte, mit einem Sexualpartner eine Beziehung einzugehen, aber mit diesem dennoch eine partnerschaftliche Beziehung führt, ist ein sogenannter Mingle. Das Wort setzt sich aus den englischen Begriffen „mixed“ und „single“ zusammen. Der Mingle-Status kommt in etwa dem einer Freundschaft mit gewissen Vorzügen oder einer Freundschaft Plus gleich.